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  • AutorenbildConstanze Wagner

Von A-Z alles mein Bereich als Single Parent, Mampa und Allein(v)erzieher

Wenn der Papa hinter dem Mond lebt (zu diesem Thema gibt es übrigens ausgezeichnete Literatur) hat das für die Mama - alleiniges Sorgerecht vorausgesetzt - einen entscheidenden Vorteil: Jede Entscheidung kann uneingeschränkt nur von ihr getroffen werden. Diese wird dann selbstverständlich auch mit jeder Konsequenz verantwortet. Sicherlich wäre es ab und an wünschenswert eine zweite Meinung, eine neue Perspektive, eine zusätzliche Idee zu hören aber hier müssen dann mal die Freunde mit langjähriger Erfahrung in der Kindererziehung herhalten.


Schwierig wird es in prekären Situationen. Breikostfütterung war für mich 2-3 x pro Tag eine Geduldsprobe mit fast schon einhergehenden Panikattacken wie die nächste bevorstehende Mahlzeit ausgehen wird, wenn das Kind nahezu nichts essen möchte und das nie und niemals und das brüllend und weinend kund tut…. Wie gerne hätte ich mal gesagt: So das Abendessen übernimmst Du heute. Aber siehe da mit 20 Zähnen, fester Nahrung und selberessen war dieses Kapitel endlich überstanden.


Aber mit den Zähnen kam auch 2 x pro Tag das leidige Wegputzen der Zahnmonster. Das trotz vielen kreativen Tricks immer wieder besonders abends zu einer Eskalation der Stufe 3 (auf einer Skala von 1-6) mit riesigen Krokodilstränen führen kann. Auch nachdem ergänzend der Zahnarzt die Notwendigkeit des Zähneputzens ausführlich erklärt hat. Also 2 x pro Tag begleite ich hier mein 3-jähriges Kind durch das Tal der Tränen und zwar ausschließlich me, myself and I.


Deutlich extremer wird das ganze bei kindlichen Trotz- oder Wutanfällen der Stufe 6 (auf einer Skala von 1-6). Wo man sich selbst in Grenzerfahrungen und im Nahkampf wiederfindet. Es gibt keine Möglichkeit einfach weg zu laufen, schnell um den Block zu gehen, raus an die frische Luft, einkaufen, doch noch schnell in die Sauna oder zum Sport zu gehen. Weil es keinen Backup, keinen Ersatz oder Vertreter ad hoc gibt. Natürlich kann man kurz das Zimmer verlassen aber me, myself and I muss auch nach dem gerade überstandenen Orkan das kleine Monster bettfertig machen. Wir beide müssen durch diese Situation. Und ja ich bin die Erwachsene und ja ich möchte die Mutter-Kind-Bindung erhalten und ja ich liebe mein Kind mehr als alles andere und trotzdem bin ich innerlich auf 200 und es brodelt der Vulkan. Auch nachdem das Kind eingeschlafen ist bin ich es die allein versucht zu reflektieren, die allein revuepassieren lässt und allein alles verdauen muss. Ohne Rat und Tat eines anderen, der womöglich der vorangegangenen Situation beigewohnt hat oder sogar einschreiten konnte.


Bei beispielsweise einer Magen-Darm-Erkrankung des Kindes, die sich über fast einen ganzen Tag hinzieht, kann es schon eine Herausforderung werden nur mal eben schnell in den Keller an die Waschmaschine zu gehen. Rein die Anwesenheit einer weiteren Person wäre beruhigend. Alle Arzttermine des Kindes darf die Mampa allein begleiten. Die grauenvollen Stunden des Wartens in einem Wartezimmer mit unzähligen anderen Kinderkrankheiten und kleinen „Quenglern“. Wobei mir bestätigt wurde, dass diese Leistung exklusiv ist für Mütter.


Eins möchte ich deutlich machen. Als Mampa ist man nicht zwangsläufig überfordert. Ich für mich weiß heute, dass ich es allein kann. Aber es ist teilweise belastend und man fühlt sich maßlos überlastet. Manchmal auch einsam jeden Abend allein auf der Couch, aber Dank Netflix und chronischer Müdigkeit auch zu überstehen. Falls man sich finanziell einen Babysitter leisten kann und auch möchte muss das ja nicht so sein. Glücklich kann sich der schätzen, der einsatzwillige Großeltern hat. Somit ist es als Mampa deutlich einfacher noch an einem sozialen Leben teilzuhaben. Mal auf ein Geschäftsabendessen zu gehen, ins Kino, seine Freunde auch mal ohne Kleinkind zu treffen, um sich ausnahmslos und fokussiert auf ein Gespräch zu konzentrieren. Vielleicht sogar eine Geschäftsreise mit Übernachtung anzutreten oder ein Wellness-Wochenende mit Freundinnen. Nun gut genug geträumt. Alle sagen es wird deutlich einfacher, wenn der Nachwuchs größer ist. Ich warte also mal ab.


Spontanität und Flexibilität bleiben leider weitestgehend auf der Strecke. Strukturierter Ablauf von morgens bis abends. Alles auf das Kind ausgerichtet. Manchmal ist zusätzlich Improvisation gefordert. Bei mir ist zum Glück noch Kreativität zumindest gedanklich vorhanden. Man könnte beispielsweise mit dem Motorsportflugzeug eines Bekannten zur Ausstellungsmesse für einen Tag fliegen, um beruflich mal wieder etwas mitzuhalten (Zeitfenster 9 Stunden – Hannover und zurück). Das wäre sogar erschwinglich und nicht überteuert. Ein absolutes Abenteuer. Aber was passiert, wenn es zu einer Zeitverzögerung oder im schlimmsten Fall zu einem Unfall kommt und man abends nicht rechtzeitig das Kind in der Kindertagestätte abholen kann. Die Erzieher müssen, wenn alle angegebenen Notfallkontakte nicht kurzfristig erreichbar sind die Polizei informieren. Oder gibt es Babysitter, die sogar übernachten? Es bleibt also vorerst nur eine Idee.


Schön ist allerdings, dass mein Nachwuchs lernt meine Mampa kann alles und notfalls besorgt sie einen Handwerker. Zu gegebener Zeit wird sich für jedes Problem eine Lösung finden.


Fazit: Blutsverwandtschaft ist zufällig. Es gibt weitaus stärkere Verbindungen. Glücklich können sich die schätzen, die solche Menschen in ihrem Leben haben. Vielen Dank an dieser Stelle auch an unsere Weihnachtsfamilie.


Ich liebe Dich mein kleiner Eisbär!






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